Das Wrack der Cabo Santa Maria ist ein begehrtes Fotomotiv bei Besuchern der Insel Boa Vista. Der spanische Frachter lief hier vor 50 Jahren auf Grund. Die geladene Fracht war spektakulär.
Boa Vista ist die drittgröße Insel von Kap Verde und gehört zur nördlichen Inselgruppe Ilhas de Barlavento – den Inseln über dem Wind. Der Luftstrom bringt feinen Sand aus der Sahara und treibt diesen in riesigen Dünen über die Insel. In Reiseführern wird Boa Vista deshalb auch gerne als die „Sahara im Atlantik“ bezeichnet.
Die trockenste der kapverdischen Inseln ist als Paradies für Strandliebhaber und Wassersportler bekannt. Die kilometerlangen Strände am türkisfarbenen Wasser gelten als die schönsten von Kap Verde. Der stetige Nordostpassat sorgt für perfekte Bedingungen zum Surfen und Segeln.
Tourismus im Kommen
Seit Beginn der 1990er-Jahre wird der Tourismus auf Boa Vista entwickelt. Luxuriöse Ferienwohnungen und Hotels im maurischen Stil wurden errichtet. Im Oktober 2007 wurde der Flughafen Boa Vista Rabil (heute: Aristides Pereira International Airport) eröffnet, der Direktflüge auf die Insel ermöglicht. Seitdem locken auch verstärkt Hotelburgen Pauschaltouristen mit All-inclusive-Angeboten.
Zu den Attraktionen der Insel zählen die Sandwüste Deserto de Viana, die alte Ziegelei Fábrica da Chave sowie die unter Naturschutz stehenden Meeresschildkröten (Caretta caretta). Viele Touristen machen sich aber auch auf den Weg an die Costa de Boa Esperança, wo das Wrack der Cabo Santa Maria pittoresk aus dem Meer ragt und vor sich hin rostet.
Die Cabo Santa Maria lief am 1. September 1968 an der Costa de Boa Esparança auf Grund. Der spanische Frachter wurde 1957 gebaut und zählte mit einem Volumen von 4.952 Bruttoregistertonnen (ca. 14.000 Kubikmeter) damals zu den größten Frachtschiffen.
Claus Donau hat uns dankenswerter Weise darauf hingewiesen, dass die Hintergründe des Unglücks andere waren als hier in der ursprünglich Version (durchgestrichen) dargestellt.
Von Südamerika kommend, lief das Schiff am 1. September 1968 an der „Costa de Boa Esperança“ auf Grund.
Die Besatzung konnte sich vollzählig an Land retten. Die Bevölkerung von Boa Vista erfreute sich indes an der Ladung: Die „Cabo Santa Maria“ hatte Autos, Maschinen und Kleidung geladen. Die Fracht war als Spende der Regierung des spanischen Diktators Francisco Franco an die damalige portugiesische Kolonie gedacht.
Die Cabo Santa Maria war auf dem Weg nach Südamerika, als sie vor Kap Verde havarierte. Laut der von Claus Donau als Quelle angeführten spanischen Tageszeitung ABC hatte das Schiff 1.720 Tonnen Handelswaren wie verschiedene chemische Erzeugnisse, organische Düngemittel, Kork, Maschinen, Melonen, Oliven, Öl und Weine geladen.
Neben diesen Gütern transportierte die Cabo Santa Maria eine besondere Fracht: Mit an Bord waren vier Kirchenglocken, die für Oskar Niemeyers neue Kathedrale von Brasilia gedacht waren.
Schatten der Vergangenheit
Kap Verde stand seit dem Jahr 1446 unter der Kontrolle Portugals. Während der autoritären Diktatur unter António de Oliveira Salazar führte Portugal einen unerbittlichen Kampf gegen politische Gegner. Traurige Berühmtheit erlangte das Konzentrationlager von Campo de Tarrafal auf der kapverdischen Insel Santiago, in dem zahlreiche Gefangene den Tod fanden.
Am 27. September 1968 – also kurz nach der Strandung der Cabo de Santa Maria – erlitt Salazar einen Schlaganfall. Sein Nachfolger wurde Marcelo Caetano, der im Zuge der Nelkenrevolution am 25. April 1974 seines Amtes enthoben wurde. Am 5. Juli 1975 rief Kap Verde schließlich die Unabhängigkeit aus – nach 529 Jahren unter portugiesischer Herrschaft.
Titelbild: StanleyMacCoy – Own work, CC BY-SA 3.0, Link