Die "verrückteste" Kirche der Welt

Notre-Dame-de-la-Paix

Der Afrika-Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“, Bernd Dörries, schreibt in dem neuen Buch „Der lachende Kontinent“ (Terra Mater 2019) über seine Erfahrungen in 34 Ländern südlich der Sahara. In Côte d’Ivoire hat er die „verrückteste“ Kirche der Welt besucht.

Mit „Der lachende Kontinent“ ist Bernd Dörries ein kurzweiliges Buch gelungen, das durchaus als Inspiration für die nächste Afrika-Reise dienen kann. So manches Ziel – wie etwa Ganvié in Benin, Asmara in Eritrea oder Kolmannskuppe in Namibia – finden sich auch in diesem Blog.

Einer von vielen empfehlenswerten Beiträgen in Dörries Buch ist jenes über die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix in Yamoussoukro. Laut „Guiness-Buch der Rekorde“ ist die Basilika die größte Kirche der Welt.

Dieser Rekord ist freilich umstritten: Die Kuppel des Petersdom in Rom ist mit 133 Metern höher. Zählt man allerdings die 38-Meter-hohe Laterne samt Kreuz in Yamoussoukro dazu, überragt die Basilika das Vorbild um ganze 25 Meter.

 Die Höhe der Konstruktion aus Laterne und Kreuz auf der Kuppel beträgt 38 Meter – für das „Guiness-Buch der Rekorde“ ist die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix deshalb die größte Kirche der Welt (Bild: Fabian Plock, Shutterstock.com)

Ob nun größte Kirche der Erde oder auch nicht – die Frage ist für Bernd Dörries sekundär. Für ihn ist sie aber die „verrückteste der Welt“. Warum? Der ehemalige Staatspräsident von Côte d’Ivoire, Félix Houphouët-Boigny (1960-1993), verlegte im Jahr 1983 die Hauptstadt von der Küstenmetropole Abidjan in sein Heimatdorf Yamoussoukro. Dort ließ er zunächst ein Kongresszentrum, einen Präsidentenpalast und ein 300-Zimmer-Luxushotel errichten, schreibt Dörries.

Im Jahr 1985 startete der Bau der Basilika, die nur drei Jahre später fertiggestellt wurde. Die Einweihung sollte Papst Johannes Paul II. vornehmen, doch dieser zierte sich. Die Verantwortlichen im Vatikan vermuteteten, dass es in der Öffentlichkeit wohl nicht gut ankam, wenn der Pontifex ein dermaßen verschwenderischen Bauwerk in einem der ärmsten Länder der Welt segnete.

Blick in die mächtige Kuppel der Basilika Notre-Dame-de-la-Paix (Bild: Roman Yanushevsky, Shutterstock.com)

Also knüpften sie die Teilnahme des Papstes an die Bedingung, dass ein Krankenhaus für Bedürftige errichtet werden müsste. Nach der entsprechenden Zusage aus Yamoussoukro weihte der Papst die Basilika am 10. September 1990 ein.

Der Bau des Krankenhauses ließt allerdings auf sich warten: Erst 27 Jahre nach dem Besuch des Papstes wurde das Hospital fertig.

In der Basilika Notre-Dame-de-la-Paix finden 11.000 Menschen Platz (Bild: Roman Yanushevsky, Shutterstock.com)

„Der lachende Kontinent: Expeditionen ins unbekannte Afrika“ (Buch bei amazon.de) von Bernd Dörries ist bei Terra Mater Books 2019 erschienen. Der Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Der Autor bietet für 34 Länder Einblicke, die mal mehr, mal weniger bekannt sind. Das wohl stärkste Kapitel ist jenes über Nigeria, wo Dörries auf Scrabble-Weltmeister Wellington Jighere trifft. Nur wenige wissen: Der westafrikanische Staat gilt als die erfolgreichste Scrabble-Nation der Welt – von den 100 besten Spielern kommen 29 aus Nigeria.

Eine vollständige Kapitelübersicht finden Sie in nachfolgender Leseprobe:

Titelbild: AsramEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link