Ende August/Anfang September verwandelt sich die ausgedörrte Landschaft des südafrikanischen Namaqualandes für ca. zwei Monate in ein fantastisches Blutenmeer. Der raue Landstrich war lange Zeit vor allem wegen seiner Diamantenminen bekannt.
Das beeindruckende Naturschauspiel findet fast jedes Jahr statt: Nach den Regenfällen in den Wintermonaten Juni und Juli entfaltet sich im kargen Namaqualand ein wahre Blumenpracht. Biologen haben hier über verschiedene 3.500 Pflanzenarten identifiziert.
Eigentlich zählt das Namaqualand zu den trockensten Landstrichen in Südafrika. Denn mit Ausnahme der Wintermonate gibt es hier in der Nordkap-Provinz – knapp fünf Autostunden von Kapstadt entfernt – kaum Niederschläge. Zehn Monate des Jahres dominiert ein lebloses Grau.
Die Trostlosigkeit wird durch verlassene Häuser und zahlreiche Schiffswracks verstärkt. Sie sind stumme Zeugen aus einer Zeit, in der die Atlantikküste des Namaqualands zu einer der wichtigsten Diamantenfundstätten zählte. Die wertvollen Steine werden vom Oranje aus dem Hochland von Lesotho in den Atlantik gespült.
Das Namaqualand ist ein traditionelles Siedlungsgebiet der Nama und erstreckt sich beiderseits des Unterlaufs des Oranje in Namibia und Südafrika. In den 1920-er Jahren wurden an der Oranje-Mündung spektakuläre Diamantenfunde gemacht, wodurch die zuvor ohnehin schon marginalisierten Nama weiter verdrängt wurden.
1928 kaufte das heute führende Diamantensyndikat De Beers 1928 einen riesigen Küstenabschnitt. Zu Spitzenzeiten wurde in den Namaqualand-Minen bis zu eine Million Karat pro Jahr produziert. Siedlungen wie Kleinzee und Koingnaas wurden die Heimat von tausenden Arbeitern samt ihrer Familien.
Im Jahr 2002 hat die südafrikanische Regierung im Zuge einer Landreform die Verwaltung des Namaqualandes der lokalen Community übertragen. In der Kulturlandschaft Richtersveld – seit 2007 UNESCO-Weltkulturerbe – leben die Nama wieder als Wanderhirten.
Mitte der 2000-er Jahre setzte in den Diamantenminen der Niedergang ein. Im Jahr 2010 gab De Beers die Minen auf und bot sie zum Verkauf an. Die meisten Diamantenarbeiter hatten zu diesem Zeitpunkt der dürren Gegend bereits den Rücken gekehrt.
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