Feenkreise: Das Rätsel im Grasland

Feenkreise in Namibia

Ihr Durchmesser reicht von wenigen Dezimetern bis zu einer Ausdehnung von zwölf Metern. Die sogenannten „Feenkreise“ sorgen in Namibias Graslandschaften für zig-tausende kahle Stellen. Die Wissenschaft ist sich über die Ursachen uneinig.

Die aktuelle Ausgabe 03/2019 unseres Partnermagazins 360° Afrika beschäftigt sich intensiv mit dem Geheimnis der Feenkreise. Das Phänomen kann vor allem in den trockenen Graslandschaften im südlichen Afrika beobachtet werden. Besonders häufig treten Feenkreise in Namibia auf, sie können aber auch in Angola und Südafrika vereinzelt gesichtet werden. 2015 wurden Feenkreise auch in Australien entdeckt.

Wissenschaftler aus aller Welt debattieren seit Jahren über die Hintergründe für ihre Entstehung. Drei Hypothesen dominieren dabei die Debatte.

Durstige Termiten

Der deutsche Biologie Norbert Jürgens hat mit den Ergebnissen seiner Langzeitstudie über die Feenkreise in Namibia für Aufsehen gesorgt. In seinem Beitrag im führenden Wirtschaftsmagazin Science vom 29. März 2013 zeigte er, dass im Erdreich unter den Feenkreise Termitengänge vorkommen.

Laut Jürgens befreit die Sandtermite den Boden von einjährigen Gräsern, damit das Regenwasser ins Erdreich vordringen kann. Die Termitennester benötigen ein feuchtes Erdreich zum Überleben während der Trockenzeit. Die kargen Niederschläge werden sonst von den Pflanzen aufgesogen oder verdunsten an der Oberfläche.

Wer ist für die Feenkreise in der Wüste Namib verantwortlich? Termiten? Erdgas? Oder gar die Pflanzen selbst? (Bild: Shutterstock.com)

Erdgas als Stressfaktor

Die Chemiker Yvette Naudé und Egmont Rohwer sowie die Botanikerin Gretel van Rooyen von der Universität Pretoria in Südafrika vertreten eine andere Hypothese. Sie haben die Gaszusammensetzung in den Böden von ausgewählten Feenkreisen untersucht und dabei Vorkommen von Kohlenmonoxid (CO) festgestellt.

Die Existenz von Kohlenmonoxid erlaubt Rückschlüsse auf das Vorhandensein von Erdgas. Das ist zwar kein Pflanzengift, aber durchwegs ein Stressfaktor für die Flora: Der pH-Wert des Bodens und damit die Verfügbarkeit von Mineralstoffen, die für das Pflanzenwachstum essenziell sind, werden dadurch beeinträchtigt.

Selbstorganisation von Pflanzen

Die dritte Hypothese stammt von Michael Crame (University of Cape Town) und Walter Tschinkel (Florida State University). Die beiden Feenkreis-Forscher kommen zum Schluss, dass an extrem trockenen Stellen Gräser keine Chance haben, die Dürrezeit zu überleben.

Die Pflanzen gruppieren sich deshalb kreisförmig um die trockensten Stellen und sorgen mit der Lockerung des Bodens dafür, dass sie mehr Wasser aufnehmen können als unorganisierte Pflanzen.

Die Hpothese wird auch durch die Arbeiten von Stephan Getzin vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung gestützt. Seine Untersuchung zu den Feenkreisen im Nordwesten Australiens kam aber noch zu einem anderen interessanten Ergebnis: Im Erdreich konnte keine Termitenaktivität festgestellt werden.

Titelbild: Shutterstock.com