In der Region Gar’alta in der nördlichen äthiopischen Provinz Tigray gibt es 35 Felsenkirchen. Die wahrscheinlich schönste darunter ist Abuna Yemata Guh. Allerdings ist der Aufstieg zur Felsenkirche auf 2.580 Meter Seehöhe nicht ganz ohne.
Der lokalen Legende nach soll die Felskirche von dem aus Ägypten stammenden Mönch Abba Yemata Anfang des 6. Jahrhunderts in den weichen Sandstein geschlagen worden sein. Yemata zählte zu den „Neun Heiligen“, denen ein wesentlicher Beitrag zur Christianisierung von Äthiopien zugerechnet wird. Zuvor soll er bereits im Osten der Provinz Tigray ein Kloster begründet haben.
Neben ihrer spektakulären Lage ist die Kirche vor allem für ihre Felsmalereien bekannt, die sich aufgrund des trockenen Klimas in gutem Zustand präsentieren. Abgebildet sind die neben den Neun Heiligen u. a die Zwölf Apostel, Maria mit Jesus sowie Personen des Alten Testaments, wie Abraham, Isaak und Jakob.
Kunsthistoriker sind allerdings überzeugt, dass die Malereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen. Stil und Ikonographie würden dieser Zeit entsprechen.
Auch wenn Abuna Yemata Guh vermutlich nicht so alt ist, wie von Guides gerne erzählt wird: Ein Aufstieg zur Kirche lohnt in jedem Fall. Der Weg dorthin hat es aber in sich. Es geht über eine sechs Meter hohe, senkrecht abfallende Wand, in der Einkerbungen und Seile für Halt sorgen.
Körperliche Fitness, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Grundvoraussetzungen für den Aufstieg. Ein wenig beruhigend wirken allerdings die Worte des Mönchs Kes Haile Silassie, der Besucher beim Eingang zur Kirche erwartet: „Es ist noch nie jemand runtergefallen.“ (Quelle)
Titelbild: Ein Mönch in der Abuna Yemata Guh zeigt eine alte Handschrift (Bild: Suwida Boonyatistarn, Shutterstock.com)