Der Besuch eines Nationalparks steht auf der To-Do-Liste von Afrika-Urlaubern ganz oben. Welcher ist eigentlich der älteste Nationalpark des Kontinents? Wir haben uns auf Spurensuche gemacht.
In Afrika gibt es derzeit rund 350 Nationalparks – Wildschutzgebiete und Reservate nicht mitgerechnet. Die meisten Nationalparks hat Madagaskar (26), gefolgt von Kenia (24) und Sambia (19). Der erste Nationalpark auf dem afrikanischen Kontinent war der Albert-Nationalpark, der bereits 1925 eingerichtet wurde und den Namen des belgischen Königs Albert I. trug. Hintergrund der Gründung war der Schutz der bis heute weltbekannten Berggorillas.
Die Kolonie Belgisch-Kongo und das Mandatsgebiet Ruanda-Urundi unterstanden damals der belgischen Krone. Der Albert-Nationalpark umfasste zunächst nur ein kleines Gebiet um die Vulkane Karisimbi und Visoke im heutigen Ruanda sowie dem Mikeno in der Demokratischen Republik Kongo. 1929 wurde der Park um weitere Gebiete auf eine Gesamtfläche von rund 8.000 Quadratkilometern erweitert.
Nach der Unabhängigkeit von Kongo (1960) und Ruanda (1962) wurde der Albert-Nationalpark im Jahr 1969 auf die beiden Länder aufgeteilt. In der Demokratischen Kongo heißt er seitdem offiziell Virunga-Nationalpark, in Ruanda Vulkan-Nationalpark. Die eingangs formulierte Frage nach dem ältesten Nationalpark in Afrika kann also nur damit beantwortet werden, dass sich diesen Titel heute zwei Nationalparks teilen müssen.
Blicken wir zunächst auf den Vulkan-Nationalpark, der mit einer Fläche von 130 Quadratkilometern im Vergleich zu seinem kongolesischen Bruder (7.835 Quadratkilometer) ein echter Winzling ist. Im Gebiet zwischen den Vulkanen Karisimbi und Visoke errichtete Dian Fossey im Jahr 1967 ihre Forschungsstation Karisoke. Von hier aus erforschte sie in einer Langzeitstudie das Leben der Berggorillas im Nationalpark und engagierte sich für den Schutz der Tiere.
Dian Fossey wurde im Jahr 1985 ermordet. Die US-Produktion „Gorillas im Nebel“ setzte ihr ein filmischen Denkmal. 1992 wurde der Nationalpark Schauplatz des ruandischen Genozids. Die Forschungsstation wurde attackiert, die wissenschaftlichen Aktivitäten kamen bis ins Jahr 1999 zum Erliegen.
Heute kann man im Vulkan-Nationalpark wieder Berggorillas besichtigen. Laut Nationalpark-Verwaltung gibt es derzeit zehn Berggorilla-Gruppen, die an Menschen gewöhnt sind. Die größte unter ihnen ist die Susa-Familie (Susa A), die 33 Mitglieder und zwei Silberrücken zählt. Die Susa-Familie war auch die erste Gruppe, die Dian Fossey studierte.
Ein Besuch der Berggorillas im Vulkan-Nationalpark ist eine kostspielige Sache: Pro Gorilla-Gruppe werden pro Tag nur acht Permits vergeben. Die Kosten für eine Trekking-Erlaubnis belaufen sich mit Stand September 2017 auf 1.500 US-Dollar pro Person. (Quelle: Volcanoes National Park, 22. September 2017)
Wesentlich günstiger sind da schon die Gebühren für ein Berggorilla-Trekking im Virunga-Nationalpark: Touristen bezahlen derzeit 400 US-Dollar pro Permit (Quelle: Virunga National Park, 22. September 2017). Neben den Berggorillas befinden sich aber noch weitere seltene Tierarten im Park, wie etwa das Okapi. Der mit den Giraffen verwandte Paarhufer wurde erst im Jahr 1901 als eines der letzten Großsäugetiere entdeckt und beschrieben.
Das Vorkommen der Okapis beschränkt sich auf äquatoriale Regenwälder im Norden, Zentrum und Osten der Demokratischen Republik Kongo. Hauptsächliches Verbreitungsgebiet ist der Ituri-Regenwald mit dem in ihm gelegenen Okapi-Wildtierreservat. Im Virunga-Nationalpark selbst leben nur wenige Tiere.
Titelbild: Der Visoke im Vulkan-Nationalpark (Bild: Volcanoes National Park, Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, Link)