Die Robocops von Kinshasa

Das Stade des Martyrs in Kinshasa

Nicht viele Urlauber machen der Demokratischen Republik Kongo ihre Aufwartung. Doch die wenigen Touristen, die nach Kinshasa kommen, berichten gerne von einer einzigartigen Attraktion: Hier regeln Roboter den Verkehr.

Die Demokratische Republik Kongo zählt nicht gerade zu den gefragtesten Destinationen des Kontinents. Die letzten verfügbaren Zahlen der UNWTO aus dem Jahr 2013 sprechen von lediglich 191.000 Ankünften pro Jahr. Das entspricht einem Marktanteil in Afrika von nur 0,35 Prozent.

Im Augenblick ist von Reisen in die Demokratische Republik Kongo ohnehin abzuraten. Nach dem Ende der zweiten Amtszeit von Präsident Joseph Kabila ist ein Machtkampf entbrannt, die Sicherheitslage gilt im ganzen Land als angespannt. Bitte informieren Sie sich vor eventuellen Reisen in jedem Fall über die Hinweise der offiziellen Stellen, wie z. B. des Auswärtigen Amtes.

Verkehrschaos an der Tagesordnung

Dennoch geht in der Megacity Kinshasa das Leben der Menschen weitgehend seinen gewohnten Lauf. Mit über zehn Millionen Einwohnern gilt die Metropole hinter der nigerianischen Hauptstadt Lagos als zweitgrößte Stadt Afrikas. 400.000 Autos wälzen sich täglich durch die Straßen der Stadt.

Durch das enorme Verkaufsaufkommen bilden sich ständig Staus. Es gibt kaum reguläre Ampeln, Verkehrsregeln bestehen oft nur auf dem Papier. Viele Polizisten, die in der Regel wenig Gehalt bekommen, haben ihre Chance erkannt: Sie halten Verkehrssünder mitten auf der Straße an, um ihnen Geld abzupressen. Das Stauproblem wird dadurch weiter verschärft.

Ampelroboter am Stade des Martyrs in Kinshasa
Ein Robocop am „Stade des Martyrs“ in Kinshasa. Die Arena fast 80.000 Besucher und wurde 1994 mit chinesischer Unterstützung errichtet. (Bild: Taylor Toeka Kakala/IPS/afrika.info)

Industrie 4.0 – made in Kongo

Die junge Ingenieurin Thérèse Izayi Kirongozi hat bereits im Jahr 2013 erkannt, wie das Problem zu lösen ist. Sie hat Ampelroboter entwickelt, die naturgemäß völlig unbestechlich sind. Heute arbeiten insgesamt fünf Robocops auf den Kreuzungen der Stadt. Sie bringen es auf eine stattliche Größe von 2,5 Metern und tragen so klingende Namen wie Tamuke, Mwaluke oder Kisanga. Über ihren Köpfen ragt jeweils ein Solarpanel, das sie mit ausreichend Energie versorgt.

Wenn die Ampelroboter den Verkehr anhalten wollen, drehen sie ihre mächtige Brustplatte zu den Fahrzeugen und stellen ihre Leuchten von Grün auf Rot. Sprechen können die Maschinen auch – und zwar Französisch und Lingala. Übersieht ein Fahrer etwa das Rotlicht, mahnen sie freundlich aber bestimmt: „Pass‘ auf die Passanten auf.“

Die Weltneuheit soll auch in anderen Teilen des Landes eingesetzt werden. Fünf Roboter wurden bereits nach Katanga im Südosten geschickt.

Hier ein Video über die Robocops von Kinshasa:

Titelbild: Antoine Moens de HaseDSC_0332_Kinshasa, CC BY 2.0, Link