Timbuktu und Djenné in Mali, Bobo-Dioulasso in Burkina Faso und Larabanga in Ghana: Die Moscheen der sudanesisch-sahelischen Architektur zählen zu den spektakulärsten Bauwerken Afrikas. Ein Streifzug durch Westafrika.
Gleich vorweg zur Klärung: Als sudanenisch-sahelische Architektur wird ein Architekturstil verstanden, der für den westafrikanischen Teil der Großlandschaft Sudan typisch ist. Im Unterschied zum Staat Sudan spricht man bei der Großlandschaft Sudan von einem kulturgeografischen Gebiet, das – mit Unterbrechungen – von der Atlantikküste im Senegal im Westen bis zum äthiopischen Hochland im Osten reicht. Die Sahelzone ist Teil dieses Gebiets – daher auch der Name sudanesisch-sahelische Architektur.
Die Islamisierung weiter Teile von Westafrika begann im 11. Jahrhundert. Die Berberdynastie der Almoraviden aus dem Nordwesten Afrikas dehnte ihre Eroberungszüge entlang des Niger immer weiter nach Süden aus. Die ersten Moscheen wurden errichtet.
Djenné
Bereits um das Jahr 1240 wurde in Djenné in Mali eine Moschee errichtet, diese wurde aber 1834 auf Befehl von Sékou Ahmadou zerstört. In den Augen des Eroberers stand der pompöse Bau im Widerspruch zu den Lehren des „reinen“ Islam. 1896 wurde nach den alten Plänen eine weitere Moschee errichtet, die aber bald wieder abgerissen wurde.
Heute steht in der malischen Kleinstadt der größte sakrale Lehmbau der Welt: Die große Moschee in Djenné wurde in den Jahren von 1906 bis 1909 errichtet. Mit der Altstadt von Djenné und den Ausgrabungen wie Djennè-Djeno („Alt-Djenno“) zählt die Große Moschee seit dem Jahr 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ihre Wände bestehen aus Lehmziegeln und sind zwischen 41 und 61 Zentimeter dick. Dadurch ist das Gebäude durch die Tageshitze isoliert.
Die Witterung setzt dem Bau aber dennoch schwer zu: Jährlich tun sich deshalb die Einwohner von Djenné zusammen und renovieren das Gebäude im Rahmen eines Festes, das zumeist im April stattfindet. Die auffälligen Palmstämme, die aus den Mauern ragen, dienen den Erhaltungsarbeiten.
Timbuktu
500 Kilometer nordöstlich von Djénne liegt Timbuktu. Die drei Lehmmoscheen der Stadt – die Djinger-ber-Moschee, die Sankóre-Moschee und die Sidi-Yahia-Moschee – wurden vermutlich im 14. und 15. Jahrhundert errichtet. Die Bedeutendste ist die gleichzeitig die Älteste: die Djinger-ber-Moschee („Freitagsmoschee“).
Die Moschee wird dem andalusischen Architekten Abu Eshaq Es-Saheli al-Touwaidjin zugeschrieben, der das Bauwerk 1325 errichtet haben soll. Dazu veranlasst wurde er wahrscheinlich durch den malischen König Mansa Musa, nachdem dieser von einer Pilgerreise aus Mekka zurückgekehrt war. Unter der Regentschaft von Mansa Musa wurde Timbuktu zu einer der reichsten Städte Afrikas.
Bobo-Dioulasso
Etwa 400 Kilometer südlich von Djenné befindet sich die weniger bekannte Große Moschee von Bobo-Dioulasso, mit etwa einer halben Million Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Burkina Faso.
Bobo-Dioulasso wurde im 15. Jahrhundert unter dem Namen Sya gegründet. Der Bau der Moschee folgte einer Abmachung: Das Königreich Sya wurde von Invasoren aus Mali bedroht. Der Religionsführer Almamy Sidiki Sanou knüpfte seine Unterstützung für Sya an die Bedingung, dass nach der erfolgreichen Abwehr der Gegner eine Moschee errichtet werden soll. Die Invasoren wurden etwa 30 Kilometer außerhalb von Sya gestoppt. Unmittelbar danach soll mit dem Bau der Moschee begonnen worden sein.
Larabanga
Ein weiterers Prunkstück der sudanenisch-sahelischen Architektur ist die Moschee in Larabanga im Nordwesten Ghanas. Der weiß getünchte Lehmbau in der 5.000.Seelen-Gemeinde ist nur acht mal zehn Meter groß und gilt als die älteste Moschee im westafrikanischen Land.
Um ihre Enstehung rankt sich eine schöne Legende, die Fabian Sickenberger und Kevin Röhler in der FAZ nacherzählen: Demnach soll sich 1421 ein saudi-arabischer Gelehrter namens Ayuba nach Larabanga verirrt haben und wollte dort eine Moschee errichten. Um eine geeignete Stelle zu finden, warf er einen Speer. Am dessen Landeplatz fand der die Fundamente einer alten Moschee vor. Als Ayuba am nächsten Morgen zum Fundament zurückkehrte, stellte er fest, dass in der Nacht die Moschee wie von Gottes Hand fertiggestellt worden war.
Im Anschluss hat Ayuba noch 80 Jahre in Larabanga gelebt, so die Legende. Nach seinem Tod im Jahr 1500 soll er direkt neben der Moschee begraben worden sein – genau an der Stelle, wo seit 517 Jahren ein prächtiger Baobab-Baum steht.
Deutlich weniger Legendenbildung betreibt allerdings das World Monument Forum, das sich für den Erhalt der Moschee von Larabanga einsetzt. Laut WMF-Angaben ist die Moschee erst im 17. Jahrhundert entstanden.
Titelbild: Die Große Moschee von Djenné in Mali (Foto: Shutterstock.com)