Saint-Louis im Senegal: Die Zwillingsstadt von New Orleans

Saint-Louis im Senegal

Die Gemeinsamkeiten sind unübersehbar: Wer durch die Straßenzüge von Saint-Louis im Senegal pilgert, fühlt sich unweigerlich an New Orleans erinnert. Aber auch sonst haben die beiden Städte viel gemeinsam. Eine Spurensuche.

Saint-Louis liegt an der nordwestlichen Küste Senegals an der Mündung des Flusses Senegal. Herzstück der Stadt ist die längliche Ile Saint-Louis, die mit dem Festland durch eine 515 Meter langen Brücke verbunden ist. Die Pont Faidherbe – benannt nach dem ehemaligen französischen Gouverneur Louis Faidherbe (1818-1889) – ist auch das Wahrzeichen der Stadt: Die Brücke besteht aus sieben Brückenfeldern. Ein 73 Meter langes Teilstück wurde dabei als Drehbrücke konstruiert, um Schiffe passieren lassen zu können.

Pont Louis Faidherbe
Die Pont Louis Faidherbe verbindet das Festland mit der Ile Saint-Louis. (Bild: Watch_The_World/Shutterstock.com)

Seit dem Jahr 2000 ist die Insel samt der Pont Faidherbe UNESCO-Weltkulturerbe. Die bemerkenswerte koloniale Architektur der Stadt erachtet die UNESCO als besonders schützenswert. Saint-Louis wurde 1659 als erste französische Siedlung in Afrika gegründet. Bald wurde die Stadt zu einem Zentrum des Sklavenhandels. Zahreiche Unternehmen versorgten die französischen Gebiete in Amerika mit Sklaven aus dem Senegal und Gambia.

Mit dem Sklavenhandel begann auch die gemeinsame Geschichte mit New Orleans: Die Stadt im US-Bundesstaat Lousiana wurde 1718 von den Franzosen am Mississippi-Delta gegründet. Zwischen 1719 und 1731 wurden tausende Männer und Frauen als Sklaven von Saint-Louis nach New Orleans verschifft.

Saint Louis oder doch New Orleans? Die Architektur der Lagunenstadt im Senegal hat verblüffende Ähnlichkeiten mit der Jazz-Metropole in Louisiana. (Bild: livcool/Shutterstock.com)

Bis heute sind die Parallelen zwischen den Zwillingsstädten frappierend: Die koloniale Architektur des „French Quarter“ von New Orleans weist große Ähnlichkeiten mit der Altstadt von Saint-Louis auf. Weder aus dem Mississippi noch aus dem Senegal konnten Steine gefördert werden, daher prägen da wie dort charakterische Holzbauten mit großen Balkonanlagen das Ortsbild. Auch schattige Galerien und Höfe sind typisch für beide Städte.

Nachweislich wurden viele koloniale Gebäude in New Orleans von Sklaven aus dem Senegal errichtet. Wissenschafter rätseln, wie stark der afrikanische Einfluss auf die Architektur im Mississippi-Delta tatsächlich war. Hier steckt die Forschung noch in ihren Kinderschuhen.

Interessant ist aber auch, das beide Städte mit dem New Orleans Jazz & Heritage Festival und Saint Louis Jazz wegweisende Jazz-Festivals beherbergen. Für Emily Clarke von der Tulane-Universität in New Orleans ist offensichtlich, dass Sklaven aus dem Senegal die amerikanische Musik stark beeinflusst hat. So bezeichnet sie das westafrikanische Saiteninstrument Xalam als einen Vorläufer des Banjo.

Titelbild: Ingvar from world66 – uploaded BotevWorld66.com, CC BY-SA 1.0, Link