Sudan: Das mächtige Reich von Kusch

Sudan Meroe

Auf der heurigen ITB in Berlin (7. -11. März 2018) präsentierte sich der Sudan mit seinen beeindruckenden archäologischen Welterbestätten. Die Reise in die Vergangenheit führt in das mächtige Reich von Kusch, das einst Ägypten eroberte.

Das Reich von Kusch galt als Bindeglied zwischen den antiken Hochkulturen am Mittelmeer und Schwarzafrika. Lange Zeit stand es im Schatten des nördlichen Nachbarn Ägypten. Doch 700 v. Chr. bestiegen die Schwarzen Pharaonen den ägyptischen Thron. Und auch wenn die Regentschaft in Ägypten von nur kurzer Dauer war: Die einstigen politischen Zentren Napata und Meroe sind einen Besuch wert.

Sudan ITB Berlin 2018
Der Auftritt des Sudan bei der ITB Berlin 2018 stand ganz im Zeichen der eindrucksvollen archäologischen Ausgrabungen im Land (Bild: Martin Sturmer, afrika.info)

Die erste kuschitische Hauptstadt hatte ägyptische Wurzeln: Das historische Napata, das nahe des heutigen Karima am Jebel Barkal liegt, wurde 1.450 v. Chr. vom ägyptischen Pharao Thutmosis III. gegründet.

Bereits Thutmosis III. verehrte den Barkal als heiligen Berg. An der Ostseite des 287 Meter hohen Tafelbergs liegen heute noch die Reste des Amun-Tempels, dessen Errichtung der Pharao beauftragt hatte. Die Tempelruine und die Pyramiden am Berg sind seit dem Jahr 2003 Welterbe der UNESCO.

Pyramiden vom Jebel Barkal im Sudan
Die nördliche Gruppe der Pyramiden vom Jebel Barkal sind im ersten Jahrhundert vor Christus entstanden. Die Hauptstadt zu diesem Zeitpunkt lag bereits in Meroe. (Bild: Shutterstock.com)

Um 750 v. Chr. gründeten nubische Fürsten in Napata einen Staat, dessen Name Kusch von der altägyptischen Bezeichnung für Nubien stammt. Das neue Reich expandierte rasch: Um 700 v. Chr. wurde Ägypten erobert, die Schwarzen Pharaonen herrschten dort als 25. Dynastie. Um 660 v. Chr. konnte Ägypten mit assyrischer Hilfe die Unabhängigkeit von Kusch wieder erlangen. Die kuschitischen Köngie  behaupteten sich allerdings in Napata.

Ab 300 v. Chr. setzte die Verlagerung des Reichszentrums nach Meroe ein. Die Ausgrabungen der „Insel von Meroe“ sind seit dem Jahr 2011 UNESCO-Welterbe. „Insel von Meroe“ ist die etwas ansprechendere Bezeichnung für die Steppenregion Butana, die im Norden vom Hauptstrom des Nil, im Westen vom Blauen Nil und im Osten vom Zufluss Atbara begrenzt wird. Neben Meroe zählen auch die Ausgrabung von al-Musawwarat-as-sufra und Naqa zum Welterbe.

Ergames (ca. 280 v. Chr.) wurde zum ersten meroitischen Herrscher. Er ließ die heute älteste Pyramide in Meroe errichten, in der er auch begraben wurde. Um 220 v. Chr. gab König Arnekhamani den Befehl für den Bau des Löwentempels von al-Musawwarat as-sufra, der dem Kriegs- und Fruchtbarkeitsgott Abedemak geweiht war.

Weite Strecken des meroitischen Reichs liegen nach wie vor im Dunkeln. Um 25 v. Chr. kam es zu einer militärischen Auseinandersetzung mit Rom. Kaiser Augustus entsandte Truppen, um das Land zu erobern. Dabei wurde u. a. die alte Hauptstadt Napata von den Römern verwüstet. Letztendlich behielten aber die Nubier die Oberhand.

Avenue des Rams, Naqa
Eine kunstvolle Widder-Skultpur in der „Avenue of Rams“ vor dem Amun-Tempel in Naqa (Bild: Shutterstock.com)

Um Christi Geburt erlebte das Reich seine Blütezeit, wovon etliche Tempelneubauten zeugen. Den Aufstieg verdankte Meroe vor allem dem weit verzeigten Karawanenhandel. Vor allem während der Regentschaft von König Ntakamani (um 50 n. Chr.) gab es eine rege Bautätigkeit. Bekannt sind die vergleichsweise gut erhaltenen Amun- und Abdemak-Tempel in Naqa.

Über die Gründe für den Untergang von Meroe ist bis heute wenig bekannt. Der letzte meroitische König ist mit kurz nach 300 n. Chr. datiert. Als gesichert gilt allerdings, dass das Reich um 350 n. Chr. zerfiel und drei neue nubische Königreiche Alwa, Makuria und Nobatia entstanden.

Titelbild: Meroe, ehemalige Hauptstadt von Kusch (Foto: Katiekk, Shutterstock.com)