Woher stammt eigentlich der Name Tingatinga?

Tingatinga von Luca de Vito CC BY-NC-ND 2.0

An den in Tansania allgegenwärtigen Tingatinga-Bildern scheiden sich die Geister: Manche halten die mit grellen Lackfarben auf Pressplatten gepinselten Bilder für billigen Touristenramsch, andere wiederum für stilprägende afrikanische Kunst. Doch woher stammt eigentlich der Name Tingatinga?

Das Rätsel ist rasch gelöst: Die Kunstform trägt den Namen ihres Begründers Edward Saidi Tingatinga (1932-1972). Tingatinga war in den 1960er-Jahren arbeitslos. Um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern, begann er, mit Fahrradlack Tiere, Pflanzen sowie Motive aus dem Dorfleben auf quadratische Pressplatten zu malen. Bald schon schlossen sich Freunde und Verwandte an, griffen den Stil auf und entwickelten ihn mit eigenen Einflüssen weiter.

Anfang der 1970er-Jahre wurden skandinavische Entwicklungshelfer auf die Werke Tingatingas aufmerksam. Sie organisierten im Jahr 1971 eine Ausstellung in Dar es Salaam, die der Kunstform zum Durchbruch verhalf. Edward Saidi Tingatinga konnte seinen Erfolg allerdings nur kurz genießen: Im Jahr darauf wurde er versehentlich von einer Polizeistreife erschossen.

Hotel Slipway Dar es Salaam
Tingatinga-Bemalung an der Dachfassade des Hotel Slipway in Dar es Salaam (Bild: Martin Sturmer)

Nach dem tragischen Tod von Tingatinga organisierte sich die Gruppe von Malern zur „Tingatinga Arts Co-operative Society“ (TACS), die 1990 registriert wurde. TACS hat heute ihren Sitz in den Morogoro Stores in Osterbay, Dar es Salaam. Die Einrichtung hat sich zu einem kleinen Besuchsmagneten für Touristen aus aller Welt etabliert. Wer die Künstler unterstützen möchte, findet hier eine feine Auswahl an Bildern, die auch erworben werden können: Tingatinga Art.

Ein Tingatinga-Bild kann übrigens eine ganz schöne Wertanlage sein: 2010 erzielte das Gemälde „Gold Spotted Leopard & Friend The Songbird“ von Rajabu Chiwaya (1951-2004) in einer Pariser Auktion den stolzen Preis von 51.070 US-Dollar. Der Vorbesitzer hatte das Werk sechs Jahre zuvor um 6.000 US-Dollar in einer Galerie in Kenia erstanden. Damit ist vielleicht auch eine Antwort auf die eingangs erwähnte Debatte – Touristenramsch oder Kunst – gefunden.

Titelbild: Luca De Vito/FlickrCC BY-NC-ND-2.0