Obwohl sie ganz Subsahara-Afrika bevölkern, bekommt sie kaum jemand zu Gesicht: Erdferkel. Der Klimawandel macht den nachtaktiven Tieren schwer zu schaffen, zeigt eine Studie aus Südafrika. Die Zunahme von Dürren bringt die Erdferkel um ihre bevorzugte Nahrung.
Das Erdferkel (Orycteropus afer) ist im wahrsten Sinne des Wortes ein einzigartiges Tier. Innerhalb der Systematik der höheren Säugetiere gehört es zur Ordnung der Röhrenzähner, die aber nur noch eine lebende Art beinhaltet – eben das Erdferkel.
Mit sein Kaninchenohren, seinem Schweinsrüssel und dem kräftigen Känguruhschwanz ist das äußere Erscheinunngsbild des Erdferkels einmalig. Ein erwachsenenes Tier kommt auf Körperlänge von 100 bis 130 Zentimeter (ohne Schwanz) und erreicht ein Gewicht von bis zu 65 Kilogramm.
Erdferkel sind nachtaktive Einzelgänger und in ganz Afrika südlich der Sahara verbreitet. Nur in den Wüstenregionen ist das Tier nicht anzutreffen: Es ernährt sich von staatenbildenden Insekten wie Termiten und Ameisen, die für ihre Entwicklung ein feuchtes Erdreich benötigen.
Dürre lässt Nahrungsangebot schrumpfen
Den Tag verbringen Erdferkel in ihren selbstgegrabenen Erdhöhlen. Ihre Beobachtung ist dementsprechend schwer. Um mehr über die Lebensgewohnheiten der Tiere in Erfahrung zu bringen, hat ein Forschungsteam der Witwatersrand-Universität auf moderne Technologie zurückgegriffen.
Im Juli 2012 wurden Mini-Sensoren in sechs Erdferkel implantiert, die ihren Aktionsradius und ihre Körpertemperatur vermessen sollten. Nach der Operation wurden die Tiere wieder an ihren Fangorten im Wildreservat Tswalu Kalahari Reservehttps://tswalu.com/ im Norden Südafrikas ausgesetzt.
Der März des Jahres 2013 war in der Kalahari außergewöhnlich heiß und trocken. Die Temperaturen erreichten 55 Grad Celsius, Niederschläge gab es erst am Monatsende. Die Feuchtigkeit der Erdreichs lag um 23 Prozent unter dem Durchschnitt.
Die trockene Erde führte dazu, dass sich Ameisen und Termiten nicht wie gewohnt entwickeln konnten. Das Nahrungsangebot für die Erdferkel nahm dramatisch ab.
Fünf von sechs Erdferkel verendet
Bald empfingen die Forscher beunruhigende Signale von den Sensoren: Die Körpertemperatur der Erdferkel fiel aus bis auf 25 Grad Celsius ab – ein klarer Hinweis darauf, dass sie hungerten und ihren Energiehaushalt zu reduzieren versuchten.
Die meisten Tiere erholten sich nicht mehr: Ende März waren fünf der sechs Erdferkel verendet.
Die Studie wurde im Juli 2017 im Journal „Biological Letters“ der Royal Society veröffentlicht. Die Autoren kamen zum Schluss, dass der Klimawandel den Lebensraum für Erdferkel einschränken wird.
Klimaforscher prognostizieren eine starke Zunahme von Hitze und Dürren in Afrika. Weite Teile des jetztige Verbreitungsgebiets werden für die Erdferkel unbewohnbar.
Titelbild: Baby-Erdferkel im Okavango-Delta (Shutterstock.com)