Auf Satellitenaufnahmen offenbart Luuq ein außergewöhnliches Erscheinungsbild: Die Stadt im Südwesten von Somalia wird ellipsenförmig vom Fluss Juba umschlossen. Die fruchtbare Region leidet aber nach wie vor unter Terroranschlägen.
Mit einer Länge von 1.650 Kilometern belegt der Juba auf der Liste der längsten Flüsse Afrikas Rang 13. Seine beiden Quellflüsse Dawa und Ganala entspringen im äthiopischen Bergland und vereinigen sich bei Doolow an der somalischen Grenze. Bei der Stadt Kismaayo mündet der Juba schließlich in den Indischen Ozean.
50 Kilometer südlich der Grenze zu Äthiopien legt der Juba eine Schleife um die Stadt Luuq. Aus der Satellitenperspektive ist der einzigartige Flussverlauf besonders gut erkennbar: Die maximale Ausdehnung des umschlossenen Areals beträgt 4,5 Kilometer, der Abstand an der engsten liegt lediglich bei 100 Meter.
Das obige Titelbild stammt aus dem neuen Bildband New Human Footprint der Fernerkundungs-Spezialisten von eoVision. Die spektakulären Bilder wurden von Satelliten der neuesten Generation aus einer Höhe von 600 Kilometern aufgenommen und zeigen die Erde bis ins Detail. Auf 255 Seiten dokumentiert das großartige Buch die teils faszinierenden, teils auch erschreckenden Umbrüche auf unserem Planeten am Beginn des dritten Jahrtausends.
Im Fadenkreuz von Warlords und Al-Shaabab
Wegen des Juba gilt der Südwesten von Somalia die wasserreichste Region des Landes. Entlang des Flusses gibt es fruchtbare Obstgärten und Felder. Das heute halbautonome Jubaland, das die somalischen Verwaltungsregionen Gedo, Mittel-Juba und Unter-Juba umfasst, stand in der jüngeren Vergangenheit häufig im Zentrum von Konfllikten.
Im Verlauf des seit 1991 andauernden somalischen Bürgerkriegs hat Jubaland mehrmals seine Unabhängigkeit proklamiert. Die Unabhängigkeitserklärung durch den Warlord Mohamed Siad Hersi am 3. September 1998 scheiterte aber an der fehlenden Anerkennung durch andere Staaten.
Zwischen 2007 und 2011 wurde Jubaland weitgehend von der Terrormiliz Al-Shaabab kontrolliert. Am 3. April 2011 gründeten somalische Exilpolitiker in der kenianischen Hauptstadt Nairobi die Republik Azania. Der Name bedeutet „Land des Überflusses“. Azania sollte zwar eigenständig verwaltet werden, aber weiterhin Teil des gemeinsamen Staates Somalia sein.
Mit der Operation „Linda Nchi“ (Beschützt das Land) von Oktober 2011 bis Mai 2012 griff Kenia in den Bürgerkrieg ein. Dadurch konnte Al-Shaabab entscheidend geschwächt werden.
Am 2. April 2013 wurde auf einer Konferenz in Kismaayo eine provisorische Verfassung für das heutige Jubaland verabschiedet. Die Autonomieregierung unterzeichnet am 28. August 2013 mit der somalischen Bundesregierung ein Versöhnungsabkommen. Die Kontrolle über den Hafen und Flughafen von Kismaayo wurde dabei an die Regierung in Mogadischu übertragen. Die Erträge aus diesen Einrichtungen wurden aber für die öffentlichen Dienste und den Aufbau von Institutionen in Jubaland zweckgebunden.
Zur Ruhe gekommen ist die Region im äußersten Südwesten von Somalia aber bis heute nicht wirklich. Im März 2018 wurden bei einer Explosion in der Nähe von Luuq mindestens fünf äthiopische Soldaten getötet. Al-Shaabab hat den Anschlag für sich reklamiert.
Vor Reisen wird daher dringend abgeraten. Das österreichische Außenministerium hat für Somalia die höchste Sicherheitsstufe 6 verhängt. (Stand: 30. Oktober 2018)
Titelbild: © eoVision 2018, Originaldaten © 2018 DigitalGlobe, Inc. – provided by European Space Imaging