Laas Geel: Fenster in die Jungsteinzeit

Sie gelten als die am besten erhaltenen Felszeichnungen in Afrika: Die Höhlenmalereien von Laas Geel 55 Kilometer nordöstlich von Hargeisa in Somaliland könnten bis zu 10.000 Jahre alt sein. Von der Wissenschaft entdeckt wurden sie erst vor 15 Jahren.

Die zwölf bemalten Höhlen liegen um einen Granitfelsen verstreut, der sich an der Kreuzung von zwei Wadis befindet. Wenn es regnet, füllen sich die Trockentäler mit Wasser. Das Naturschauspiel verlieh de, Gebiet seinen Namen: Laas Geel bedeutet übersetzt “Wasserloch für Kamele”.

Der französische Archäologe Xavier Gutherz ist im Jahr 2002 auf die Höhlen von Laas Geel gestoßen. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur IPS erklärt Gutherz, warum die Felszeichnungen für ihn die wichtigsten in ganz Ostafrika darstellen: Einerseits sei es die große Anzahl der Bilder und die hohe Qualität ihrer Ausführung. Andererseits seien die Darstellungen von Rindern und anderen Charakteren von außergewöhnlicher Originalität.

Auf den Malereien sind u. a. Menschen zu sehen, die Rinder melken. Sie könnten damit zu den ältesten Zeugnissen für die Entstehung des Hirtenwesens in der Jungsteinzeit zählen. Allerdings gibt es unterschiedliche Angaben zum Alter der Felszeichnungen: Manche Quellen datieren sie auf 8.000 v. Chr., andere auf 3.000 v. Chr.

Laas Geel, Somaliland
Das Felsbild zeigt einen Menschen beim Melken eines Rindes (Bild: Shutterstock.com).

Neben Laas Geel verfügt Somaliland über weitere touristische Schätze. Die Hafenstadt Berbera mit den geschichtsträchtigen Stadtvierteln gälte als Kandidat für das UNESCO-Welterbe. Allerdings ist Somaliland international nicht anerkannt und wird nach wie vor als Teil von Somalia betrachtet. Somalia wiederum hat die Welterbekonvention von 1972 nicht ratifiziert.

Deshalb fehlt es Somaliland an Beachtung und an Geld. Nach dem Beginn des Bürgerkriegs in Somalia 1988 hat sich Somaliland 1991 für unabhängig erklärt. Doch die internationale Anerkennung und damit der Zugang zu globalen Finanzierungs- und Kreditinstrumenten blieb aus. Das Budget für den Ausbau der touristischen Infrastruktur ist winzig.

Durch dieses Manko könnten viele Kulturgüter von Somaliland unwiderruflich verloren gehen. In Berbera bröckeln die Fassaden von den historischen Häusern, in Laas Geel sind die Höhlenmalereien tierischen Aktivitäten ungeschützt ausgesetzt.

„Der einzige Weg, wie wir unsere Kostbarkeiten verkaufen können, ist die internationale Anerkennung“, sagt Jama Musse vom “Red Sea Culture Centre” in Hargeisa gegenüber IPS. „Ohne diese Anerkennung kann der Tourismus nicht wachsen. Es ist eine einfache Tatsache. Die Welt kennt uns nicht.“

Titelbild: Ein Führer zeigt einer Touristin die Felsbilder von Laas Geel (Foto: imeduard/Shutterstock.com)